Das Feuchtbiotop Paschgraben – eine grüne Oase in Recklinghausen und ein Erfolg der Bürgerschaft

Kontakt: Werner Burmester - Tel.: 02361 47351

Förderkreis Feuchtbiotop Paschgraben e. V. pflanzt am 15.12.2023 auf seiner Streuobstwiese einen "Kaiser Wilhelm" (Apfelbaum).

Am 4. Juli 2023 feierte der Förderkreis sein 35-jähriges Bestehen. Im Mittelpunkt der Feier stand ein Vortrag über "Klimaresiliente Bäume". Der Winterapfel "Kaiser Wilhelm" ist eine über 100 Jahre

alte, robuste und gesunde Züchtung. Er ist widerstandsfähig gegenüber Mehltau oder Schorf. Seine Früchte sind sturmfest und haben eine glatte, glänzende Schale. Er ist wohlschmeckend, mit Himbeeraroma. Alle Bürgerinnen und Bürger können sich an dem auf der Streuobstwiese 

wachsenden Obst gütlich tun.

Auf dem Foto von links: Marc Böhning (stellv. Vorsitzender Förderkreis), Günter Volley (Verkehrs- und Verschönerungsverein Ost/Hillen), Uwe Nagel (stellv. Vorsitzender Förderkreis), Werner Burmester (Vorsitzender Förderkreis Feuchtbiotop Paschgraben e. V.)

Das Feuchtbiotop Paschgraben in Recklinghausen ist ein herausragendes Beispiel für Umweltschutz und bürgerliches Engagement. Inspiriert von Willy Brandts Vision eines blauen Himmels über dem Ruhrgebiet, setzten sich engagierte Bürger für die Umwandlung eines betonierten Kanals in ein naturnahes Biotop ein.

 

Der "Förderkreis Feuchtbiotop Paschgraben Recklinghausen e. V." wurde am 4. Juli 1988 gegründet, mit Jochen Welt als Vorsitzenden. Die Umwandlung kostete deutlich weniger als erwartet (240.000 DM statt 600.000 DM) und wurde von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens und der Stadt Recklinghausen unterstützt.

Neue Bepflanzung am Regenrückhaltebecken an der Nordseestraße

 

Bürgerschaftliches Engagement und Verwaltung arbeiten Hand in Hand: Der Fachbereich Ingenieurwesen, Abteilung Stadtentwässerung, und der Förderkreis Feuchtbiotop Paschgraben e.V. haben einmal mehr gemeinsam das Regenrückhaltebecken an der Nordseestraße unweit des Paschgrabens zwischen Recklinghausen-Ost und Berghausen neugestaltet. Die Kooperationspartner stellten das Ergebnis am Mittwoch, 20. Dezember, vor. 

 

Das Becken wurde seinerzeit auf Empfehlung des Förderkreises naturnah angelegt. Im Frühjahr dieses Jahres wurde ein Rückschnitt der bisher vorhandenen Bepflanzung vorgenommen, um das Regenrückhaltebecken als Anlage der Stadtentwässerung ordnungsgemäß pflegen zu können. 

 

Angesichts des Klimawandels beschlossen daraufhin der Förderkreis und der Fachbereich Ingenieurwesen, bei der Neubepflanzung auf explizit klimaresiliente Gehölze zu setzen, um der klimatischen Entwicklung der kommenden Jahrzehnte Rechnung zu tragen und für eine Bepflanzung zu sorgen, die den Folgen der Erderwärmung standhält.

 

Zur „Internationalen Gartenausstellung (IGA) Metropole Ruhr“, die 2027 unter anderem im Emscherpark – im Grenzgebiet zwischen Castrop-Rauxel und Recklinghausen – stattfinden wird, wurde bereits eine Liste mit Empfehlungen entsprechender Bäume und Sträucher aus einschlägiger botanischer Fachliteratur erstellt. Mit Hilfe dieser entschieden sich die beiden Kooperationspartner am Ende auf folgende Pflanzenarten: die Blaue Säckelblume, Ginster, Perlmuttstrauch, Weigelie und Samthaarige Stinkesche/Bienenbaum.

 

Das Regenrückhaltebecken ist zwar zunächst einmal eine städtische Abwasseranlage und somit ein technisches Bauwerk, doch durch die Neubepflanzung und die Einbettung in die Natur ist ein Kleinod entstanden, das zusätzlich mit resilienten Gehölzen dem Klimawandel entgegenwirkt.  

 

Auf diesem Weg haben der Förderkreis Paschgraben e.V. und die Abteilung Stadtentwässerung des Fachbereichs Ingenieurwesen in Zusammenarbeit ein weiteres innovatives Ziel erreicht. (Text: Pressestelle der Stadt RE)

Auf dem Foto von Links: Johannes Ewers (Sachgebietsleiter Entwässerungsplanung und - unterhaltung). Marc Böhning (stellv. Vorsitzender Förderkreis), Werner Burmester (Vorsitzender des Förderkreises Feuchtbiotop Paschgraben e.V.), Peter Patzke ( Gründungsmitglied), Olaf Kühl ( Generelle Entwässerungsplanung).

Am 4. Juli 2023 feierte der Förderkreis sein 35-jähriges Bestehen.

Der Erfolg des Projekts inspirierte weitere Initiativen und führte zu Anerkennungen wie dem Wilhelm-Dröscher-Preis. Der Verein engagierte sich in Bildungsprojekten und Naturschutzaktionen, wie der Pflanzung von Streuobstwiesen und der Organisation von ökologischen Exkursionen.

 

Über die Jahre hinweg hat der Paschgraben viele Besucher angezogen und diverse Auszeichnungen erhalten, darunter den Klimaschutzpreis der RWE Westfalen-Weser-Ems. Die Gründungsmitglieder des Vereins, deren Idee anfangs belächelt wurde, können stolz auf ihre Arbeit zurückblicken:

 

Der Paschgraben ist zu einer etablierten grünen Oase in Recklinghausen-Ost geworden, die Ökologie, Naherholung und Bildung vereint.

Das Feuchtbiotop, eingeweiht am 4. April 1995, umfasst einen naturnah gestalteten Paschgraben, Wiesen, und ein Regenrückhaltebecken. Es dient als Naherholungsgebiet, Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sowie als grüne Ortsrandgestaltung.

Das Feuchtbiotop Paschgraben – eine grüne Oase in Recklinghausen und Erfolg der Bürgerschaft

 

„Der Himmel über dem Ruhrgebiet soll wieder blau werden“, sagte Willy Brandt 1961. Der Satz war visionär, denn damals war man noch froh, dass die Schlote rauchten und das Ruhrgebiet mit seinen zahlreichen Zechen und Betrieben der Stahlindustrie für Deutschlands Wohlstand sorgten.

 

Aber das Ruhrgebiet hatte ein schlechtes Image, denn viele sagten, dass es hier Briketts regnet. Ganz so übertrieben war die Sache nicht, denn Maßnahmen zum Umweltschutz wurden nicht ergriffen. Einerseits gab es hierfür keine Gesetze, andererseits war Umweltschutz mit Kosten verbunden.

 

Als dann Anfang der 1980er Jahre die Partei „Die Grünen“ gegründet wurde, wurden viele ihre Anhänger belächelt und als Umweltspinner bezeichnet. Auch in Recklinghausen erkannten engagierte Bürger, dass man etwas für die Umwelt machen muss.

 

Im Bereich des Quellbergs im Stadtteil Ost gab es einen betonierten Kanal, der von Quellen des Paschgrabens gespeist wurde und Oberflächenwasser führte. Dieses Wasser sollte über ein Regenrückhaltebecken der Kanalisation zugeführt werden.

 

Mitglieder des SPD-Ortsvereins Ost/Hillen wollten dies ändern. Sie setzen sich für einen naturnah fließenden Paschgraben ein, in dessen Nachbarschaft Grünflächen entstehen sollen. Hier sollen Menschen Naherholung sowie Tiere und Pflanzen ein Biotop finden.

 

Die Genossen und Genossinnen, die für ihre Idee von manchen Bürgern und eigenen Parteimitgliedern nicht für ernst genommen wurden, blieben ihrer Vision treu. Man warb für diese Idee im Stadtteil und am 4. Juli 1988 war es so weit – der Förderkreis Feuchtbiotop Paschgraben Recklinghausen e. V. wurde gegründet.

 

Zum Vorsitzenden wurde Jochen Welt gewählt, der damals Bürgermeister war. Zahlreiche Bürger und Mitglieder der SPD und CDU sowie des NABU, die Feuerwehr und andere Institutionen des Stadtteils wurden Mitglieder des Vereins, der später gemeinnützig wurde.

 

Die Umwandlung in einen naturnahen Verlauf des Paschgrabens mit den zugehörigen ökologischen Flächen sollte 600 000 DM kosten, wovon das Land Nordrhein-Westfalen den Hauptanteil und den Rest die Stadt Recklinghausen tragen würde.

 

Aber es kam glücklicherweise alles anders – ja heutzutage wären viele froh, wenn dies bei anderen Vorhaben der Fall wäre –, denn die ökologische Maßnahme kostete nur 240.000 DM. Der Förderkreis Feuchtbiotop Paschgraben Recklinghausen e. V. beteiligte sich mit 5000 DM an den Kosten.

Am 4. April 1995 war es so weit, das Feuchtbiotop Paschgraben wurde feierlich eingeweiht.

Das westfälische Sinfonieorchester spielte vor Ort zur Feier vor ca. 400 Besuchern „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi. Neben dem naturnah gestalteten Paschgraben, der mäandrierend fließt, mit seinem angrenzenden Spazierweg gehören eine Wiese und ein naturnahes Regenrückhaltebecken hinzu. 

Als weiterer ökologischer Erfolg ist zu verzeichnen, dass der Paschgraben eine grüne Ortsrandgestaltung darstellt. Dadurch dürfen die außerhalb befindlichen Flächen nicht versiegelt werden.

 

Der Erfolg beflügelte die Vereinsmitglieder auch überregional für die Umsetzung ihrer Idee zu werben. So erhielt er am 25. Mai 1995 den Wilhelm-Dröscher-Preis verbunden mit einem Preisgeld von 500 DM. Zwei Jahre später präsentierte sich der Verein am 8. Oktober in Bonn. Am 15. August desselben Jahres nahm er mit einem Infostand am Fest der Lokalen Agenda 21 in der Recklinghäuser VHS teil.

 

Wie zuvor erwähnt, wollten die Initiatoren eine ökologische Fläche erstellen, die auch zur Naherholung dient. So wurde auf der Wiese Streuobst durch die örtliche Gruppe vom NABU angepflanzt. Ihre Äpfel können von Bürgern gepflückt werden. Außerdem presst der Verein aus ihnen vor Ort Apfelsaft und schenkt ihn bei Schnatgängen – z. B. von den Verkehrsvereinen Ost/Hillen und Suderwich-Essel durchgeführt –, die durch das Gelände des Paschgrabens stattfinden.

Zum Jahresbeginn werden jährlich vom NABU durch Walter Kühler (stellv. Vorsitzender des Vereins und Kassierer beim NABU) und seiner Frau Ute (Vorsitzende des NABU Recklinghausen) Weiden geschnitten. Kindergärten und Grundschulen können sich den Weidenschnitt kostenlos abholen und daraus Tipis erstellen.

 

Im Laufe der Zeit wurden mehrere Parkbänke am Spazierweg aufgestellt, die u. a. von der Stadt und Sparkasse gestiftet wurden. Sie laden zum Verweilen in der grünen Oase ein. Aber auch als Ort der Umweltbildung dient der Paschgraben mit seinem Gelände.

 

Am 9. Februar 2000 leitete Ewald Zmarsly (seit 1996 Vereinsmitglied und seit 1998 Schriftführer) als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Ökologie, Abteilung angewandte Klimatologie und Landschaftsökologie der Universität Essen eine Exkursion mit Ökologiestudenten seines Seminars „Landschafts- und Stadtökologie“.

 

Als am 23. September 2001 im Recklinghäuser Festspielhaus eine Veranstaltung des Landes zur Würdigung ehrenamtlicher Mitarbeitern im Natur- und Umweltschutz aus Anlass des internationalen Jahrs der Freiwilligen unter Schirmherrschaft von Bärbel Höhn, Umweltministerin NRW stattfand, präsentierte sich der Verein ebenfalls.

 

Im Laufe der Zeit fanden mehrere Pflanzaktionen auf dem Gelände statt. Hierzu zählt u. a. die Pflanzung eines Baumtores bestehend aus zwei Ebereschen im Eingangsbereich Nordseestraße zum Paschgraben am 18. April 2002. Am 12. September 2004 – dem Tag des offenen Denkmals, der unter dem Titel „Rund ums Wasser“ stattfand – war der Paschgraben mit seinem Gelände eine Station.

 

Werner Burmester informierte über den Verein und das Gelände, etwas später, am 2. Oktober, nahm der Verein mit einem Infostand auf dem Agendamarkt auf dem Altstadtmarkt teil. Ein Höhepunkt seit Bestehen des Vereins war der 8. Januar 2004, denn da erhielt der Förderkreis Feuchtbiotop Paschgraben Recklinghausen e. V. den ersten Preis des erstmalig verliehenen Klimaschutzpreises der RWE Westfalen-Weser-Ems mit einem Preisgeld in Höhe von 3000 €.

 

Vom 28. Februar bis 24. März 2005 präsentierte er sich mit den anderen Teilnehmern des Klimaschutzpreises mit einer Ausstellung im Recklinghäuser Rathaus. Zwei Jahre später war der Paschgraben auf andere Weise woanders präsent. Frank Schwabe MdB (SPD) sammelte Erde vom Feuchtbiotop Paschgraben für ein Kunstwerk am Reichstag in Berlin.

 

Am 21. Juni 2008 besuchte er zusammen mit Olaf Tschimpke (Präsident NABU Deutschland) den Paschgraben. Werner Burmester und der Ewald Zmarsly Verfasser informierten die beiden Gäste über das Gelände und den Verein.

 

Am 17. März 2009 ging eine Ära zu Ende. Jochen Welt – seit Beginn Vorsitzender des Fördervereins – kandidierte nicht mehr. Sein Nachfolger wurde Berthold Kalverkamp, der auch Leiter des Schulbauern- und Naturschutzhofs Recklinghausen (SBNH) ist. Neben dem NABU führt auch der SBNH Pflegemaßnahmen auf dem Gelände des Paschgrabens durch.

 

Als am 5. Juli 2013 auf dem Sportplatz der benachbarten Bezirkssportanlage Hillen das 25-jährige Bestehen des Förderkreises Feuchtbiotop Paschgraben Recklinghausen e. V. gefeiert wurde, weihte man auf dem Gelände des Paschgrabens ein Lehrpfad über Streuobst, sechs Infotafeln ein.

 

Nun stellt neben der Ökologie und Naherholung auch die Bildung einen dritten Aspekt beim Paschgraben. Hierfür erhielt der Verein am 18. Januar 2014 den Klimaschutzpreis der RWE Westfalen-Weser-Ems 2013 mit einem Preisgeld in Höhe von 1000 €.

 

Für seine langjährige, erfolgreiche Tätigkeit wird dem Verein am 6. Februar 2015 der Recklinghäuser Agendapreis 2014 verliehen. Nach mehr als einem Vierteljahrhundert blicken die Gründungsmitglieder des Vereins, deren Idee anfangs belächelt wurde, stolz auf ihre geleistete Arbeit, denn der Paschgraben ist seit langer Zeit als grüne Oase ein fester Bestandteil im Stadtteil Recklinghausen-Ost.

Foto von links nach rechts: Marc Böhning (stellv. Vorsitzender), Werner Burmester (Vorsitzender), Dr. Barbara Duka (Schriftführerin), Uwe Nagel (stellv. Vorsitzender). Foto: Marc Böhning.

Der Vorstand des Fördervereins Paschgraben geht nach seiner Wiederwahl mit neuem Elan an die Aufgaben der nächsten Jahre.

Die Bekämpfung des japanischen Springkrauts, der wild wuchernde Brombeeren und ein Erhaltungsschnitt der Hecke an der Streuobstwiese stehen dabei obenan. Außerdem sind geplant: die Aufstellung einer weiteren Bank und eines weiteren Schaukastens.

 

"Im vergangenen Jahr konnten wir das 35-jährige Bestehen feiern", so Vorsitzender Werner Burmester. "Die tolle Resonanz ist uns Ansporn, den grünen Diamanten am Rande Ost/Hillen noch weiter zum Strahlen zu bringen." 

Eine stabile Mitgliederzahl und deren großes Engagement, dazu die Unterstützung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Ost/Hillen, Lokale Agenda 21 für Recklinghausen und die Hilfe des NABU sind die besten Voraussetzungen dafür.

 

Bei der Jahreshauptversammlung am vergangenen Mittwoch gedachten die Mitglieder des kurz zuvor verstorbenen Gründungsmitglieds Walter Bintakies. Zwischen Rückblick und Ausblick fanden die Vorstandswahlen statt. Alle Vorstandsmitglieder stellten sich zur Wiederwahl, neu ist Kassenprüfer Lothar Schmeller. Werner Burmester als Vorsitzender wird von seinen Stellvertretern Marc Böhning und Uwe Nagel unterstützt, Dr. Barbara Duka ist Schriftführerin und Wolfgang Gottschalk Kassenwart, Beisitzer sind Heinz-Bernd Einck und  Walter Kühler, Maria Allnoch blieb Kassenprüferin.

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